Unsere Produktionszeit in Helsinki neigt sich der Halbzeit zu... Zeit für eine kleine Bestandsaufnahme.
Je mehr ich mich mit dem Kalevala beschäftige, desto mehr wächst mir das Werk und seine außergewöhnliche Geschichte ans Herz. Vielleicht ist es auch für jemanden, der mit der deutschen Geschichte als nationalen Hintergrund aufgewachsen ist, ganz besonders berührend nachzuerleben, das der Findungsprozess einer Nation auch zu anderem führen kann als das bei uns der Fall gewesen ist. Dabei haben wir ja mit dem Nibelungenlied doch auch ein unglaubliches Werk als nationales Epos, und es ist dem Kalevala in seiner Bedeutung durchaus an einigen Punkten verwandt. - Aber es erzählt von Hass und Streit, von Eifersucht, Herrscherdrang und menschlichem Unvermögen. Ist das MEINE Nation?
Das Kalevala hat keine glattgebügelten Helden - und doch es ist aus einer ganz anderen Verbundenheit mit der geistigen Dimension der Welt entstanden, die bei uns doch wohl schon einigermaßen untergegangen ist....
Die klangvolle rhythmische Kalevala-Sprache hat mein Herz erobert, es fast wie ein kleines sprachliches "Sommerhäuschen", in dem ich mich einfach wohlfühle. Was nicht heißt, dass das Leben und Arbeiten in einer Sprache, die man nicht beherrscht und nur bruchstückhaft versteht, einfach wäre! Aber meist sind meine Kollegen so nett und sprechen deutsch - was für sie auch ein Opfer ist!
In den vergangenen zwei Wochen ging es vorwiegend um die Erarbeitung des dritten, eurythmischen Teils. Hier sind dann auch alle Beteiligten irgendwie oder irgendwann dabei... Angefangen haben wir mit den Wasserworten. Die haben durch die neuen Sprecher und auch durch die neu gefundene musikalische Begleitung ein etwas anderes Gesicht bekommen, weniger märchenhaft vielleicht, aber dafür konturierter und in den Übergängen elementarer. Einige Passagen daraus werden wir hier auf finnisch machen, in Deutschland dann wieder deutsch.
Am Ende der Woche haben wir sehr viel an den Waldgeistern gearbeitet. Das ist einer der Teile, die mir viel bedeuten, denn es fließt doch einiges von dem ein, was Mikko und ich durch unsere gemeinsame Arbeit in Stuttgart gefunden haben. Die Gestalt der Tellervo wird durch Suvi so begreifbar und erlebbar, das es eine wahre Freude ist! Und Mikkos Nyyrikki ist ein echtes Charakterwesen. Für die dritte Figur haben wir lange gesucht und vieles ausprobiert, aber es wird jetzt doch Tuulikki, die windgeborene Tochter Tapios werden. Nur die innere Bewegungsgestalt müssen wir noch erarbeiten - bin sehr gespannt, was sie uns offenbaren wird!
So - für heute soll es genug sein, vom Eisen erzähle ich ein anderes Mal. Jetzt rufen doch wieder die praktischen Erledigungen - vom Staubsaugen bis zum Flügebuchen.... und vor allem brauche ich dringend einen Kaffee!!!!
Sonntag, 19. April 2009
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